Innovative Peer to Peer Bildung

Anders reisen schmackhaft machen

Unter diesem Motto haben sich Jugendliche aus Slowenien und Deutschland im Winter 2024 in Bayern getroffen. Vom 17.–25.02.2024 kamen sie in Schlehdorf zu einem Jugendaustausch zusammen. Mit Blick auf die Alpen haben sie sich mit unterschiedlichen Facetten des Tourismus beschäftigt. Es ging um Themen der Nachhaltigkeit, aber auch darum, wie Reisen dazu beitragen kann, Vorurteile abzubauen, andere Kulturen kennenzulernen und dadurch zu einer toleranteren Welt beizutragen.

Achim Riemann

Achim Riemann, Koordinator der lokalen und internationalen Projekte der Jugendumweltorganisation JANUN Hannover e.V. und Koordinator des Projekts "Travel Different for Future".

Ja, Reisen kann Vorurteile abbauen, aber nicht automatisch. Ob das passiert, hängt stark davon ab wie man reist, was man erlebt und wie offen man ist. Auch ob man sich vorbereitet hat, etwas über das Land und seine Geschichte weiß und ein paar Brocken in der Landessprache kann hat einen großen Einfluss. Der direkte Kontakt mit Menschen hilft dabei, Stereotype zu reflektieren und durch echte Erfahrungen zu ersetzen.

Das Treffen fand im Rahmen des Projektes „Travel Different for Future“ statt, in dem sich Jugendliche aus Slowenien und Deutschland engagieren. Dies war bereits das dritte gemeinsame Seminar, gefördert von der Europäischen Union. Viele Workshops haben die Aktiven bereits durchgeführt, um andere Jugendliche für eine nachhaltigere und kultursensiblere Art des Reisens zu motivieren.

Das klingt interessant? Dann würden wir uns freuen, wenn du hier weiterliest. Wir haben einige der besonderen Erfahrungen aus dem Jugendaustausch aufgeschrieben, um sie mit dir zu teilen. Noch mehr würden wir uns darüber freuen, wenn du Lust hättest, in unserem Projekt aktiv zu werden. Einmal monatlich treffen wir uns online, bald auch gemeinsam mit unseren neuen Partner*innen aus Spanien und Portugal. Mindestens einmal im Jahr treffen wir uns gemeinsam – im Sommer 2024 in Deutschland, 2025 in Portugal und 2026 in Spanien.

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"Wer reisen will, muss zunächst Liebe zu Land und Leute mitbringen, zumindest keine Voreingenommenheit. Er muss guten Willen haben, das Gute zu finden, anstatt es durch Vergleiche tot zu machen."
- Theodor Fontane

Stadtführung durch das malerische Mittenwald

Ein älterer Herr in Tracht, der sich freut, dass wir selbst und gut ins Englische übersetzen. „Mit Übersetzungen ist das immer so eine Sache“, sagt er. Anderthalb Stunden geht es gemeinsam durch das malerische Städtchen Mittenwald. Die Gesamtstrecke unserer Tour beträgt vielleicht 800 Meter. Wir sind nicht weit gekommen, aber Mittenwald ist ja auch nicht groß, zumindest nicht der historische Kern dieses touristischen Hotspots am Fuße der Alpen. 800 Meter Strecke aber weit eingetaucht in die Geschichte. Es geht um Krieg und Frieden und die alten Zeiten, die nicht ausschließlich gut, zumindest auf jeden Fall nicht einfach waren. Es geht auch um Religion und Geigenbau. Mittenwald ist berühmt für das Bauen von Geigen und unser Stadtführer ist darauf sichtbar Stolz.

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Was Mittenwald für Besucher*innen attraktiv macht, sind insbesondere die angemalten alten Häuser. Vor einigen blieben wir stehen und ließen uns erzählen, welche Symbolik dahintersteht. Die volkstümlichen Malereien sind dem Barock entlehnt und imitieren Architekturelemente, um die Häuser wohlhabender aussehen zu lassen. Gemalt wurden unter anderem Spiegel, Stuckelemente, Sonnenuhren, Felder, biblische Darstellungen, der ländliche Alltag und die Jagd. Auch Sprüche sind an den Wänden zu sehen.

Am Ende nahm sich unser Mittenwaldführer Zeit für unsere Fragen, die sich nicht auf Mittenwald direkt bezogen, sondern auf seine Erfahrungen mit den Gruppen, die er führt. Zusammengefasst: Die wenigsten, die nach Mittenwald kommen nehmen an einer Führung teil. Und noch weniger wollen tatsächlich etwas über Mittenwald und seine Geschichte lernen. Meist lässt das Interesse nach 30 Minuten nach, so seine Erfahrung. Gefragt wird wenig. Viele der Führungen sind für Gruppen aus Asien, die Mittenwald tendenziell eher organisiert besuchen. Deren Übersetzer*innen scheinen oft, so sein Eindruck, Schwierigkeiten zu haben, das Gesagte zu übersetzen: „Da geht viel verloren, leider.“ Aber was sie schätzen, ist, dass sie mit einem echten Einheimischen unterwegs sind, mit dem viele zum Schluss noch ein Selfie machen.

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"Überall, wo Fremde selten sind, werden sie gut aufgenommen."
- Jean-Jacques Rousseau -

Tourismus in Mittenwald, ohne großes Hotel und irgendwann ohne Schnee

Der Gemeinderat war fast einstimmig dafür – auf einer großen Brachfläche in zentraler Lage sollte ein großes Hotel entstehen. Investor und Betreiber wäre eine große Hotelkette, die Investition ungefähr 50 Millionen Euro. Es kam zum Bürgerentscheid. 57 % waren dagegen und das Projekt scheiterte. Das Argument war, dass das Hotel dem malerischen Ort einen zu städtischen Charakter geben würde. Kein Argument war hingegen die Konkurrenz für andere Beherbergungsbetriebe, denn in Mittenwald fehlt es an Gästebetten.

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Unser Gesprächspartner von der Touristeninformation Mittenwald hat uns mit dieser Geschichte vertraut gemacht. Anschließend haben wir gemeinsam über die Pro- und Contra-Argumente diskutiert, die solch ein Projekt mit sich bringt. Ein spannender Einblick in die Schwierigkeiten der touristischen Entwicklung – rund um Identität, Authentizität, Konkurrenz, Unterkunftspreise, zu viele Touristen und zu wenige Touristen. Ein wichtiges Thema im Gespräch war auch, welche Urlauber*innen zu Mittenwald passen und welche sie ansprechen wollen. Außerdem stellte sich die Frage, wie es gelingt, Mittenwald das ganze Jahr über zu einem attraktiven Urlaubsort zu machen, insbesondere, wo abzusehen ist, dass Wintersport schon in einigen Jahren kaum noch möglich sein wird. Dabei ging es auch um den Begriff „Schneesicherheit.“ Wie unser Gesprächspartner sagte: „Wenn ich im April meinen Januar-Winterurlaub buche, dann will ich mir auch relativ sicher sein, dass dann auch Schnee liegt.“

"Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet."
- Hans Magnus Enzensberger -

Komposttoiletten und Busfahrer aus Pakistan

Die Tourismusinformation befindet sich im Bahnhof von Kochel. Ein guter Service für diejenigen, die nicht mit dem Auto kommen. Doch das sind die Wenigsten – dazu später mehr.

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Wir werden vom Tourismusmanager empfangen: ein junger Mann in Trachtenjacke, aufgewachsen in der Region und sichtbar motiviert. Er scheint sich zu freuen, sich unseren kritischen Fragen zu stellen. Wir nehmen ihm ab, dass ihm das Thema Nachhaltigkeit am Herzen liegt. Er hat viel vor und würde gerne noch mehr bewegen, doch die Gemeinde muss mitziehen – die Kommunalpolitik, die Bevölkerung und natürlich die Tourismusbranche. Besonders experimentierfreudig sind sie allerdings nicht, mit denen er zusammenarbeitet. Und dann sind da auch noch die Zuständigkeiten. Ein großes Ärgernis ist die von Autos oft verstopfte Durchgangsstraße, die Kochel den Flair raubt. So gerne würde er hier ansetzen, aber die Durchgangsstraße ist keine kommunale Angelegenheit und somit sind der Gemeinde die Hände gebunden. Unser Gesprächspartner ist eher pessimistisch, die Menschen dazu zu bringen, das Auto stehen zu lassen und mit der Bahn anzureisen.

Die Zugverbindung von München nach Kochel ist seiner Meinung nach gut, aber trotzdem steigen die Münchner überwiegend in ihre oft dicken Autos, verstopfen Kochel und dann die umliegenden Parkplätze. Apropos Parkplätze, die Chemietoiletten, die dort stehen, sind dem Tourismusmanager ein Graus. Lange hat er nach ökologischeren und gleichzeitig finanzierbaren Alternativen gesucht und sich dabei für Kompost-Toiletten begeistert. Auch die Politik war einverstanden. Aber er hat einfach keine Firma gefunden, die die Reinigung der Klos übernehmen würde.

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Woran es manchmal auch scheitern kann, zeigt ein Beispiel aus dem Nachbarlandkreis. Dieser würde gerne viel mehr Busse einsetzen, damit die Menschen die letzten Kilometer zum Alpsee mit öffentlichen Verkehrsmitteln und nicht mit dem eigenen Auto fahren, der vielleicht sogar für den PKW-Verkehr gesperrt werden könnte. Das Problem: Es gibt nicht genug Busfahrer*innen. Mittlerweile bemüht man sich um welche aus Pakistan. Man sieht: Manchmal fehlt es nicht am Willen, etwas nachhaltig zu ändern.

Ein wichtiges Anliegen war unserem Gesprächspartner der „Social Media- Hype“ und wie sehr die Natur darunter leidet, dass das perfekte Selfie oft dort zu haben ist, wo man aus Naturschutz- oder auch Sicherheitsgründen nicht hindarf. Absperrungen und Verbote werden da schnell ignoriert. Darunter leidet die Natur – eine schlimme Entwicklung, so unser Experte aus Kochel.

Naturtourismus – Tourismus in und mit der Natur

Wie wichtig ist schöne Natur für den Tourismus? Für viele ist schöne Natur ein Beweggrund für die Auswahl des Reiseziels. Warum aber muss es das Spektakuläre und Besondere sein? Warum aus Naturliebe nach Kanada, während unberührte Natur auch in Norwegen zu haben ist, und das gleichzeitig viel umweltfreundlicher?

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Natur spielt eine zentrale Rolle im Tourismus – sowohl als Reiseziel als auch als Erlebnisraum für verschiedenste Aktivitäten. Berge, Seen, Meere, Wälder und Wüsten ziehen Millionen von Reisenden an. Orte wie der Grand Canyon, die Alpen oder die Nordlichter sind weltweite Magneten, für die Menschen weit reisen und bereit sind, sehr viel Geld auszugeben und hohe Emissionen zu verursachen.

Natur verspricht Entspannung. Frische Luft, Ruhe, Langsamkeit und Bewegung in freier Landschaft – das klingt nach Erholung. Begriffe wie Wellness, Waldbaden oder sanfter Tourismus sind eng damit verknüpft. Dann aber gibt es Aktivitäten in der Natur, bei denen die Natur mehr als Kulisse dient. Nicht selten wird sie dabei geschädigt, wie beispielsweise beim Skifahren, Klettern oder Surfen. Die Natur dient dabei als „Sportplatz“ für Outdoor-Aktivitäten. Auch Tauchen stört und ist ein Eingriff in die Natur. Gleichzeitig kommen die Menschen nur zum Tauchen, wenn es unter Wasser auch etwas zu sehen gibt. Es geht also ebenfalls darum, die Unterwasserwelt zu schützen – als Investition in die Zukunft. Gleiches gilt für Safaris.

In vielen ländlichen Regionen ist die Natur der wirtschaftliche Motor des Tourismus, beispielsweise in den Alpen, in Skandinavien und auf tropischen Inseln. Naturbasierter Tourismus schafft Arbeitsplätze und Einkommen für die Menschen vor Ort. Diese müssen ihr Geld dann teils nicht mehr mit der Ausbeutung natürlicher Ressourcen, wie durch das Abholzen der Wälder verdienen, was ansonsten dazu beiträgt, dass die Region für Touristen unattraktiv wird.

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Natur sollte aber nicht nur bloße Kulisse sein, sondern Kern des touristischen Erlebens. Ihre nachhaltige Nutzung und Schutz sind essenziell, um ihre Rolle im Tourismus langfristig zu erhalten. Dabei stellt sich die Frage, wie viele Besucher*innen die Natur verträgt. Und auch ein echtes Naturerlebnis ist nur möglich, wenn es nicht zu voll ist. Naturverträgliche Unterkünfte, umweltfreundliche Anreise und Mobilität (z. B. Bahn statt Flug), Besucherlenkung durch Wanderwege und Informationstafeln, Besucherlimits in Nationalparks, Eintrittsgelder, die in den Naturschutz fließen und Umweltbildung für Tourist*innen sind mögliche Ansätze.

"Toren bereisen in fremden Ländern die Museen, Weise gehen in die Tavernen."
- Erich Kästner-

Identität und Ernährung

Während unseres gemeinsamen Seminars haben wir uns damit beschäftigt, inwieweit Essen Teil des interkulturellen Lernens sein kann und inwiefern das, was wir essen und trinken, identitätsstiftend ist. Um sich mit diesem Thema zu beschäftigen, bot unser traditionell-bayerischer Kochworkshop einen guten Auftakt. Dabei haben wir uns damit auseinandergesetzt welches Essen eigentlich traditionell ist und ab wann. Wie lange muss etwas gegessen oder getrunken werden, damit wir es als traditionell betrachten können? Sind es die Kartoffeln, die aus Südamerika stammen und aus der deutschen, wie auch aus der slowenischen Küche nicht mehr wegzudenken sind? Ist es das Bier, das seinen Ursprung im heutigen Irak hat, ohne welches ein Volksfest bei uns kaum denkbar ist? Komplizierte, aber auch spannende Fragen. Und wenn wir nicht so genau damit sind, dann gibt es schon Speisen und Getränke die wir guten Gewissens als traditionell ansehen können, die zu bestimmten Jahreszeiten oder zu besonderen Gelegenheiten gegessen und getrunken werden.

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Immer wieder ein Thema: Was gibt es bei euch zu Weihnachten zu essen? Damit sind wir dann auch bei gesellschaftlichen Fragen angekommen. Gibt es Speisen zu bestimmten religiösen Anlässen, wer fastet noch vor Ostern? Dann geht es weiter mit Tischsitten und welche soziale Bedeutung es hat, zusammen zu essen. Kaffee und Kuchen am Sonntag mit den Großeltern, die Grillparty mit Freunden. Beten wir vor dem Essen, fangen wir gemeinsam an und hören wir gemeinsam auf? Ist das Abendessen der Ort, bei dem wir über den Tag reden oder schauen wir dabei Fernsehen? Produzieren wir Lebensmittel noch selbst, bekommen wir Äpfel von den Großeltern aus dem Dorf oder aus Neuseeland mit der Zwischenstation im Supermarkt. Kommt das Essen schon halb fertig in die Küche oder wird noch wirklich selbst gekocht? Und wenn ja, wer kocht?

Bei einem All-Inclusive Urlaub bleibt einem dies weitgehend verschlossen. Die großen Urlaubsresorts orientieren sich meist daran, was die Gäste gerne essen. Zwei Wochen Spanienurlaub und nie eine Küche von innen gesehen oder gewusst, was es bei den Einheimischen zum Frühstück gibt. Der Besuch einer Bäckerei oder eines Lebensmittelgeschäfts bietet da Einblicke. Wie viele Brotsorten gibt es im Angebot? Spielen Meeresfrüchte eine Rolle, gibt es mehr Bier oder Wein zu kaufen? Ein spannendes Thema. Ganz zu schweigen davon, wenn wir dann auch noch in das Thema „Nachhaltigkeit“ eintauchen.

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Das Thema hat uns nicht losgelassen und wir haben beschlossen zum Thema „Ernährung: Tradition – Gesellschaft – Nachhaltigkeit“ einen internationalen Jugendaustausch zu veranstalten, gemeinsam mit unseren neuen Partnerorganisationen. Jugendliche aus Slowenien, Deutschland, Spanien und Portugal kämen dann zusammen, um gemeinsam zu kochen, zu essen, sich auszutauschen, mehr zu lernen und ihren Horizont zu erweitern.

"Reisen ist fatal für Vorurteile, Bigotterie und Engstirnigkeit."
- Mark Twain -

Typisch Deutsch – gibt es das?

Hier einige häufig genannte Merkmale, die Deutschland oder Deutschen im In- und Ausland zugeschrieben werden: Pünktlichkeit, Ordnung und Struktur, Direktheit, Fleiß und Pflichtbewusstsein, Vereinsleben, Bier und Wurst, Traditionen, Feiertage, Dichter und Denker. Aber: Vorsicht mit Stereotypen! Nicht alle Deutschen sind pünktlich, ordentlich oder biertrinkend – es sind verallgemeinernde Bilder. Viele Dinge, die als „typisch deutsch“ gelten, gibt es auch in anderen Ländern. Außerdem ist Deutschland ein vielfältiges Land mit regionalen, sozialen und kulturellen Unterschieden – z. B. zwischen Bayern und Berlin oder zwischen Stadt und Land.

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Der Ausdruck hilft oft beim interkulturellen Verstehen, weil er zeigt, wie Menschen aus anderen Ländern Deutschland wahrnehmen. Aber: „Typisch deutsch“ ist kein Naturgesetz, sondern ein sozial konstruiertes Bild, das sich wandelt – z. B. durch Migration, Globalisierung oder Generationenwechsel. „Typisch deutsch“ gibt es als Klischee, aber die Realität ist vielschichtiger. Wer Deutschland wirklich kennenlernen will, sollte hinter die Klischees blicken: in die Regionen, Sprachen, Lebensstile und Geschichten der Menschen.

Fazit

Ja, Reisen kann Vorurteile abbauen, aber nicht automatisch. Ob das passiert, hängt stark davon ab wie man reist, was man erlebt und wie offen man ist. Auch ob man sich vorbereitet hat, etwas über das Land und seine Geschichte weiß und ein paar Brocken in der Landessprache kann hat einen großen Einfluss. Der direkte Kontakt mit Menschen hilft dabei, Stereotype zu reflektieren und durch echte Erfahrungen zu ersetzen.

Den Horizont erweitern – das passiert nicht in einer großen Hotelanlage und auch eher selten in einem touristischen Hotspot, in dem die Menschen von den vielen Urlaubern genervt sind, weil sie immer und überall und dabei oft laut sind. Die Preise steigen, das Stamm-Café verschwindet. Wer das Land und seine Menschen kennenlernen möchte, sollte sich überlegen eher abseits der großen touristischen Attraktionen zu reisen. Andere Kulturen, Sprachen, Bräuche, Mentalitäten – man lernt, dass es viele „Normalitäten“ gibt. Man erkennt aber auch Gemeinsamkeiten und entwickelt Empathie für andere Lebensrealitäten. Gleichzeitig lernen wir auf Reisen und durch echte Begegnungen oft mehr über uns selbst als über die anderen. Plötzlich wird einem klar, dass die eigene Lebensweise und die eigenen Ansichten nicht das Normalste der Welt sind – eine Chance diese zu hinterfragen.

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Was braucht es, damit Reisen wirklich bildet? Offenheit und Neugier, Respekt für andere Lebensweisen, Interesse an echten Begegnungen (was manchmal etwas Mut fordert und vor allem abseits der Touristenwege klappt), selbstkritisches Nachdenken über das Erlebte, Vermeidung von Pauschalisierungen („Die sind alle so…“) und ein reflektierter Umgang mit Kulturunterschieden.