Bildung für nachhaltige Entwicklung

Nachhaltige Entwicklung ist das große gemeinsame Ziel der Menschheit, welches bisher noch unerreicht ist. Die zentrale Frage lautet: Wie können wir gemeinsam unsere Welt so gestalten, dass sie nachhaltiger wird? Wie sieht ein gutes Leben aus, dass nicht zu Lasten anderer Menschen und der Umwelt geht?

Jochen Dallmer

Jochen Dallmer ist Politikwissenschaftler und lebt in Berlin. Er arbeitet als freiberuflicher Berater im Bereich Nachhaltigkeit und Bildung. Er ist Teil des "Travel Different for Future"-Projektteams als Berater und Wissenschaftler.

Ein zentraler Ansatz der BNE ist es, Menschen zu befähigen, selbst aktiv zu werden und bewusst zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Entsprechend geht es in der BNE viel um Kompetenzen. Diese ermöglichen es den Lernenden, Wissen und Fähigkeiten zu entwickeln und einzusetzen.

Um diese Herausforderung anzugehen, braucht es mehr Wissen über nachhaltige Entwicklung, aber auch mehr engagiertes Handeln. Bildung für nachhaltige Entwicklung wurde in den letzten 15 Jahren zu einem zentralen Konzept entwickelt, um das Thema der nachhaltigen Entwicklung in der Gesellschaft zu verbreiten. Weltweit wird es von der UN gefördert als ein wichtiger Baustein für Nachhaltige Entwicklung. (1)

Bildung für nachhaltige Entwicklung - ein besonderer Ansatz

Bei der "Bildung für nachhaltige Entwicklung" (BNE) geht es darum, Menschen für ihr Mitwirken an einer nachhaltigen Entwicklung fit zu machen. Dafür braucht es zunächst die grundlegenden Informationen über Nachhaltigkeit: über die zentralen Probleme, über die Ursachen und Zusammenhänge, über akute Herausforderungen. Um die Komplexität gut zu erfassen geht es somit um eine Kombination von ökologischen, sozialen und ökonomischen Sichtweisen. BNE kombiniert hierfür die Themen und Ansätze aus der politischen Bildung, der Umweltbildung und des globalen Lernens.

Während es sehr wichtig ist, Wissen über Nachhaltigkeit zu vermitteln, gilt es aber zugleich, über die Analyse hinaus zu schauen. Es soll bei BNE nicht nur darum gehen, Probleme zu erkennen und zu verstehen, sondern auch Handlungsmöglichkeiten und Lösungswege zu ermitteln. BNE fragt immer auch nach den Ansatzpunkten, um unsere Welt nachhaltiger zu machen: Was ist zu tun und wer sind zentrale Akteure? Was können wir selbst zum Wandel beitragen?

Ein zentraler Ansatz der BNE ist es, Menschen zu befähigen, selbst aktiv zu werden und bewusst zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Entsprechend geht es in der BNE viel um Kompetenzen. Diese ermöglichen es den Lernenden, Wissen und Fähigkeiten zu entwickeln und einzusetzen. Ziel ist es, zu einem eigenständigen und reflektierten Handeln zu befähigen. (2) Für nachhaltiges Handeln im Alltag bedeutet dies, dass über die Grundlagen eines Themas informiert wird, dann aber schon bald der Bogen geschlagen wird zur Frage, wie nachhaltigeres Handeln aussehen kann: Was sind (alternative) Handlungsmöglichkeiten? Was sind Ansatzpunkte für Veränderungen?

Wie BNE funktioniert - vom Wissen zum Handeln

In der Praxis bedeutet das, dass BNE wenig mit einem klassischen Modell von Lernen in der Form von Unterricht und frontaler Wissensvermittlung zu tun hat. Es geht vielmehr darum, miteinander und gemeinsam zu lernen. Viele Projekte der BNE sind deshalb von Elementen des non-formalen Lernens geprägt: interaktive Methoden, praktische Beispiele, gemeinsame Aktivitäten, Anregungen zum Diskutieren und Reflektieren. BNE sollte daher auch nicht nur im Klassenraum stattfinden, es braucht den Kontakt nach Außen, etwa in der Zusammenarbeit mit außerschulischen Akteuren und praxisnahen Initiativen.

Praktische Elemente und Aktivitäten, die eine eigene Mitarbeit erlauben, sind besonders wertvoll. Denn in der Praxis lässt sich nachhaltiges Handeln am besten erproben und einüben: Was brauchen wir zum informierten und kompetenten Handeln? Wie können wir uns selbst und andere Menschen zu entsprechendem Handeln motivieren? Welche Projekte braucht es, um eine nachhaltigere Lebensweise zu erproben?

Hierbei ist es wichtig, im Prozess ein dialogisches Miteinander zu ermöglichen: es gibt für Nachhaltigkeit keine pauschalen Rezepte und Ideallösungen. Und ein erhobener Zeigefinger hat sich noch nie als pädagogisch wertvolles Mittel bewährt.

Damit Nachhaltigkeit nicht von Oben oder Außen oktroyiert wird ist es zudem wertvoll, den Interessen und Motivationen der Lernenden viel Raum zu geben. Dies schafft ein engagiertes Lernen und trägt zu fruchtbareren Erlebnissen und Erfahrung bei. Es geht um die Orientierung an den Teilnehmenden und darum, die Themen der Nachhaltigkeit realitätsnah zu bearbeiten und ihre Alltagstauglichkeit zu bewerten. Die Nachhaltigkeitsforschung zeigt, dass in Ländern wie Deutschland relativ viel Wissen über Nachhaltigkeit besteht und die meisten Menschen von sich sagen, dass sie in ihren Handlungen auf Nachhaltigkeit achten. Dies ist aber, wenn wir uns reales Alltagshandeln anschauen (z.B. in den Bereichen Konsum, Wohnen, Mobilität/Reisen), nicht der Fall. Hier besteht eine Lücke zwischen Umweltwissen und Umwelthandeln. Eine selbstkritische BNE muss sich dieser Problematik annehmen und auch die Dilemmata thematisieren: warum fällt uns nachhaltiges Handeln oft so schwer? Was sind Barrieren und wie können wir sie überwinden?

BNE und Nachhaltiger Tourismus

In Bezug auf unser Projektthema "Nachhaltiger Tourismus" geht es entsprechend um viele Aspekte, die gemeinsam zu erkunden und zu bearbeiten sind: Wie hängen Tourismus und Nachhaltigkeit zusammen? Wie lässt sich Tourismus nachhaltiger gestalten? Wie können und wollen wir Reisen, was sind unsere Vorlieben, Bedürfnisse, Interessen? Welche (alternativen) Formen des Reisens gibt es, die uns bisher weniger bekannt sind? Wie gehen wir mit dem Dilemma um, wenn wir einerseits gerne durch die Welt jetten, andererseits aber nachhaltig reisen wollen?

Gemäß dem Ansatz der BNE, das Lernen mit dem eigenen Alltag zu verbinden, soll es in einem Bildungsprojekt wie unserem darum gehen, praxisnah und realistisch zu arbeiten. Gute Ideen und Vorhaben gilt es ausfindig zu machen, eigene Ideen sollen entwickelt werden. Wir wollen deshalb gemeinsam Ideen für nachhaltiges Reisen entwerfen, von der Klimabilanz der gemeinsamen Klassenfahrt zum konkrete Plan für den nächsten Sommerurlaub mit Freund*innen oder Familie. Mitmachen ist angesagt!

Quellen

  1. Education for Sustainable Development (unesco.org)
  2. Siehe BNE Portal für viele Informationen, Projekte, Methoden: Startseite - BNE-Portal Kampagne